Der Katholische AkademikerInnenverband (KAV) lädt alljährlich in der Fastenzeit zur Fastenbesinnung und zur Fastenausstellung zeitgenössischer Kunst und literarischer Texte ein.
Der KAV – Kirche aus Verantwortung bietet mit dieser Ausstellung eine Begegnungsplattform zwischen zeitgenössischen KünstlerInnen und der Kirche. Kunst und Kirche, durch die Jahrhunderte eng miteinander verwandt, haben sich in den vergangenen 200 Jahren entfremdet. Seit dem Entstehen der sogenannten „abstrakten“ Kunst, bieten sich wieder Anknüpfungspunkte. „Die nichtgegenständliche Kunst ist die der Gegenwart angemessene Form spiritueller, religiöser Meditation“ beschreibt Msgr. Otto Mauer dieses Phänomen. Beides sind Bereiche, die den Zugang zu den Dingen jenseits unserer Wahrnehmungsfähigkeit und Vorstellungskraft ermöglichen.
Niederösterreichische Künstlerinnen und Künstler, oder solche, die einen starken Bezug zu Niederösterreich haben, werden eingeladen zu einem jährlich wechselnden Thema zu arbeiten. Anschließend werden Literatinnen und Literaten gebeten zu einigen Werken literarisch zu arbeiten.
Thema 2020: Schöpfung
Nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Klimadebatten widmet sich die Ausstellungsserie „Kunst und Kirche
zur Fastenzeit“ 2020 dem Thema „Schöpfung“.
Vom biblischen Schöpfungsbericht bis hin zu Mikroschöpfungswelten spannt sich dabei der Bogen in
der Beziehung Gott-Erde-Mensch. Die Visualisierung der Genesis ist sowohl im kunsthistorischen als auch
im aktuellen Kunstdiskurs eine „unendliche“ Narration. Natur und Mensch fokussieren sich allerdings
zunehmend als destruktives Verhältnis im Kontext der Schöpfungsbalance, Stichwort: Klimakatastrophe.
Die Ausstellung zeigt den Weltenkosmos als fragiles „Wesen“. In diesem Kontext gerät das Bild des
Menschen als Atout der Schöpfung ins Zwielicht.
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Thema 2019: Himmlisch
Das Thema „HIMMLISCH“ ist wohl unerschöpflich, ist doch der Himmel selbst für uns unermesslich und unendlich
weit. Mit dem Wort himmlisch verbinden wir meist sehr konkrete Bilder und Empfindungen. Auch die Kunst, von der
bildenden Kunst bis zur Musik, bringt dies deutlich zum Ausdruck. In der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ heißt
es zu den „himmlischen Freuden“ wörtlich: „Wir tanzen und springen. Wir hüpfen und singen.“ oder: „Der Wein kost kein
Heller im himmlischen Keller. Die Englein, die backen das Brot.“ Das Bild des Mahles als himmlische Vision begegnet uns
auch in der Bibel. Der Prophet Jesaja spricht zum Beispiel vom Festmahl auf dem Berg Zion (Jes 25,6-8).
So unheilvoll, unvollkommen und friedlos wir unsere Erde auch erfahren mögen, sie gibt uns doch immer wieder auch
einen Vorgeschmack auf den Himmel: ein Musikstück, eine Speise, ein Getränk, eine Landschaft und vieles andere,
manchmal spüren wir eine schützende Macht, die uns trägt. Dies alles nährt unsere Sehnsucht nach himmlischem
Glück und Harmonie.
Die Dichterin Nelly Sachs meint zu dieser Sehnsucht Folgendes: Eine Erfüllung kann es demnach in diesem Leben nie
ganz geben, wir bleiben immer auf der Suche, immer auf dem Weg und erreichen (noch) nicht das Ziel.
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Thema 2018: Kunst.voll
Bei einer ersten Annäherung an den Begriff Kunst.voll denkt man daran, dass etwas mit großem handwerklichen Geschick erstellt wurde, dass meisterhaft mit Präzision und Raffinesse ein Werk geschaffen wurde. Ein Loblied auf regionale oder internationale Handarbeit. Im Psalm 139 schreibt der Dichter: „Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke. Ich wurde geformt im Dunkeln, kunstvoll gewebt im Schoß meiner Mutter.“
Wenn man den Begriff umdreht, kommt man dahin: Das Leben ist voller Kunst. Lebenskunst? Es führt zur Sehnsucht nach einem gelingenden Leben, nach einem Leben in Fülle mit all seinen Höhen und Tiefen, mit dem Scheitern und dem Glück.
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Thema 2017: HEIM.ART
„Heimat“ ist heutzutage ein sehr strapazierter Begriff. Jeder von uns hat seine eigene Heimat, einen Ort, einen Landstrich, eine Sprache, seine eigene Lebensgeschichte. Viele denken beim Wort „Heimat“ an ihre Kindheit – manchmal etwas verklärt – oder an ihren Ursprung. Heimat bedeutet aber mehr als Erde und Herkunft, nämlich Freundschaft, Beziehung und ein Miteinander. Ich fühle
mich dort zuhause, wo ich angenommen und geliebt bin. Auch die Freundschaft mit Gott bietet ein Heimatgefühl. Der Apostel Paulus schreibt seiner Lieblingsgemeinde in Philippi (Kleinasien): „Unsere Heimat ist im Himmel.“ (Phil 3,20) Dass wir unsere Heimat, unsere Wurzeln, im Himmel haben, ist eine schöne Vorstellung. Wir kommen aus Gottes Liebe. In seiner Liebe sind wir beheimatet. Seine Liebe begleitet uns. Das verbindet uns, das führt uns zusammen, so unterschiedlich wir auch sonst sind - und manchmal auch so fremd.
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Thema 2016: Macht Kunst
Kunst und Macht. Wie geht das zusammen? Seit einigen Jahrzehnten macht moderne Kunst eine erstaunliche Karriere als Statussymbol. Unternehmer und Manager lassen sich gerne mit Gemälden oder Skulpturen fotografieren, viele Politiker treten als Freunde der Kunst auf. Macht wird oft mit moderner Kunst repräsentiert. Gott ist der erste Künstler, er erschafft, schenkt und ruft ins Leben. Auch die Kunst greift in das Leben ein. Sie kann sozial, politisch und wirtschaftlich relevant sein. Kunst kann Veränderungsprozesse in Gang setzen und zivilgesellschaftliches Engagement entwickeln. So kann Kunst ein machtvolles Instrument sein. Mit diesem Thema wollen wir aufrufen: Macht Kunst, greift in das Rad der Geschichte, verändert die Welt zum Besseren.
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Thema 2015: „Nur Kunst“
Dieser nur scheinbar einfache Titel soll zu vielfältigen Überlegungen zum Begriff der Kunst an sich anregen und zu interessanten Gesprächen darüber führen, wann etwas überhaupt Kunst ist, was Kunst aussagen will, und wie Kunst im 21. Jahrhundert bestehen kann. Und genau hier ist die Schnittstelle zwischen Glauben und Kunst zu suchen. Beide, der Glaube und die Kunst, sind bei einer oberflächlichen Betrachtungsweise nicht greifbar, beide eröffnen eine Welt hinter der sichtbaren, zu beiden ist es die Seele und nicht nur der Verstand, der uns einen Zugang ermöglicht, und beide werden in unserer Gegenwart heftig kritisiert. Ohne den Glauben und auch ohne die Kunst werden die Menschen aber im 21. Jahrhundert nicht überleben können.
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Thema 2014: innen - außen
Der Weg von innen nach außen, der Prozess, wie sich aus einer Empfindung ein Gedanke und schließlich eine äußere Handlung entwickelt, ist jedem Menschen vertraut, dem einen mehr, dem anderen weniger bewusst. In der Bibel (Buch Sirach 37, 16-17) heißt es: Der Anfang eines jeden Werkes ist das Wort, der Anfang jeder Tat die Überlegung. Die Wurzel der Pläne ist das
Herz. Ein zweiter Aspekt der Fastenausstellung sind die verschiedenen Perspektiven, mit denen wir auf einen Gegenstand, eine Äußerung oder eine Handlung schauen. Verblüffend, dass eine Wirklichkeit so unterschiedlich, manchmal konträr, aufgefasst werden kann. In solchen Fällen ist es wichtig von außen nach innen zu gehen, zu erforschen, was meint der oder die andere mit einer Äußerung. Nur ein Verstehen von innen ermöglicht einen echten Dialog. Mit der Einbeziehung von Künstlern aus der Justizanstalt Stein erfährt das Thema eine Verschärfung hin zu einem
„drinnen – draußen“.